Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie ein typischer Arbeitstag in der Gemdat OÖ aussieht?

Unsere Abteilung Gisdat Kartografie produziert alles, was hilft, die Orientierung nicht zu verlieren. Landkarten, Stadt- und Ortspläne, Freizeitkarten fürs Wandern, Radfahren und sonstige Aktivitäten gehören zum Produktportfolio, wie auch die Tafeln und Beschilderungen dieser Wege. Welche Arbeit steckt hinter so einer Karte? Warum geht das Team dafür auch schon mal an seine körperlichen Grenzen? Das und mehr wollten wir von unserer Kollegin und ihren zwei Kollegen wissen.

"In der Ruhe liegt die Kraft."


- Konfuzius


Gemdat: Liebes Kartografie-Team, Ihr produziert auch Imagebroschüren und bei Bedarf sogar Liegestühle. Euer Kerngeschäft betrifft aber Karten in jeglicher Form. Wie läuft das ab, bis wir zum Beispiel eine fertige Wanderkarte in unseren Händen halten können?

Die Idee zum Wanderweg kommt von den Kund*innen. In ersten Gesprächen klären wir mit ihnen gemeinsam ab, was konkret gewünscht wird. Ob die Karte klein und kompakt werden soll, oder eine große Karte, auf der jedes Detail erkennbar ist. Sehr beliebt sind auch Abrissblöcke in unterschiedlichen Größen, auf denen nur eine Wanderroute gedruckt ist. Für Gäste oder Laufkundschaft kann dann einfach ein Blatt mit so einer Karte abgerissen werden. Das ist praktisch für den Einmalgebrauch und in der Produktion weniger aufwändig als eine Faltkarte. Wir gehen individuell auf die Wünsche ein und passen das Design und die Darstellung entsprechend an.


Während wir einen Grobentwurf mit Mindmap erstellen, ist auch für die Gemeinden einiges zu tun. Sie müssen uns die aktuellen Geodaten liefern und dabei beachten, ob zum Beispiel auch alle Neubauten schon in den Daten enthalten sind. Außerdem müssen sie die Texte und Fotos liefern und vor allem das Wegerecht mit den Grundeigentümern abklären. Dieser Part wird leider oft unterschätzt, sodass es immer wieder vorkommt, dass die Karte fertig ist, sich aufgrund eines fehlenden Wegerechts aber alles verzögert. Aus den Geodaten der Gemeinde und Luftbildern, die wir vom Land beziehen, gestalten wir die Karte. Je nach Aktualität der Daten und Bilder müssen wir hier nacharbeiten. Die Wege werden eingezeichnet, Beschreibungen der Route und Beiträge über eingezeichnete Highlights und Sehenswürdigkeiten gestaltet. So entsteht dann unter ständiger Rücksprache mit den Kund*innen die Karte.


Gemdat: Wenn gewünscht, macht ihr auch die Beschilderung für die Wege. Ihr geht bzw. fahrt dafür die Strecken mit dem Fahrrad ab, um die Aufstellplätze für die Schilder zu definieren und den Weg dabei gleichzeitig zu kontrollieren. Das heißt, ihr müsst auch körperlich fit sein?

Das stimmt, wobei ehrlicherweise eine bestimmte Person unserer Abteilung diese Aufgabe unternimmt, unterstützt von Kollegen aus anderen Abteilungen, die gern sportlich unterwegs sind. Denn es kommen schnell mal 60 Kilometer am Tag zusammen. Für eine Kooperation von Vöcklabruck mit fünf Nachbargemeinden haben wir die Planung und Beschilderung eines Wander- und Radwegenetzes übernommen. Da es im heurigen Frühjahr fertig sein sollte, mussten wir die Strecken im Winter abfahren. Kalt war es also sowieso, dazu gab es noch Nebel oder Regen. Das war schon hart. Aber niemand von uns ist krank geworden und jetzt sind wir stolz darauf, es geschafft zu haben, denn es gibt viele positive Rückmeldungen. Durch die neuen direkten Verbindungen zwischen den Orten sind die Bewohner*innen mit dem Rad schneller als mit dem Auto, und dieses Angebot wird auch genutzt. Generell merken wir, dass Gemeinden versuchen, ihre Bürger*innen zu motivieren, das Auto stehen zu lassen und für Erledigungen im Ort entweder ihre Füße oder das Fahrrad zu benutzen. Für Kremsmünster aktualisieren wir gerade den Ortsplan. Auch hier soll der Aspekt integriert werden, wie die Einwohner*innen am schnellsten zu Fuß oder mit dem Rad im Ortszentrum unterwegs sein können.



Gemdat: Corona ist leider noch immer ein Thema. Wie macht sich das in eurer Arbeit bemerkbar?

In den ersten Lockdowns herrschte große Verunsicherung. Doch dann bemerkten wir und unsere Kund*innen, Gemeinden wie Tourismusverbände, wie wichtig es ist, Bewegungsmöglichkeiten in der nahen Umgebung anbieten zu können. Derzeit arbeiten wir gerade an einem großen Projekt mit dem Tourismusverband Donau OÖ. Das wird ein Set mit vier Wanderkarten entlang der Donau von Passau bis Sarmingstein. Hier macht sich Corona noch auf andere Weise bemerkbar. Es herrscht Rohstoffknappheit in den Druckereien. Das macht Papier empfindlich teurer. Wir haben für dieses Projekt das Papier zum Glück bereits im Juli bestellt. Jetzt würden uns bei einem Druck von mehr als 200.000 Karten für das Papier ein paar tausend Euro Mehrkosten erwarten.



Gemdat: An die 800 verschiedene Karten sind in den letzten zwanzig Jahren entstanden. Gibt es noch  Flecken in Oberösterreich, die ihr nicht kennt?

Ja, natürlich gibt es die! Aber wir gehen gerne auch in der Freizeit die Wanderungen, für die wir Karten produzieren. Das ist schon ein eigenes Gefühl, wenn man da geht und weiß, dass man gerade daran arbeitet. Dabei schauen wir natürlich, ob das alles stimmt, was wir eingezeichnet haben. Wir haben da sicher einen anderen Blick als normale Wanderer, und wir haben den Vorteil, für Ausflüge viele Ideen vor der Nase zu haben. Wir entdecken gern Neues und es ist immer spannend zu sehen, dass vieles in natura anders aussieht als auf der Karte. Wir nutzen digitale Karten, nehmen aber ebenso gern unsere gedruckten mit. Denn ein Akku kann auch mal leer sein. Da sind wir fast ein bisschen altmodisch.


Gemdat: Vielen Dank für das interessante Interview!